Eine Welt – gerecht für alle

Zeit zum Zuhören: Rassismus in der heutigen Entwicklungszusammenarbeit

Wer heute in der Entwicklungsarbeit tätig ist, intendiert mit seinem Handeln „Gutes zu tun“. Es geht darum, den Menschen im Globalen Süden zu „helfen„, sie zu unterstützen und idealerweise aus ihrer benachteiligten Situation zu „befreien“. Sie leben in Ländern, die in den Augen Vieler als „unterentwickelt„, „arm“ und „rückständig“ gelten. Diese Perspektive ist jedoch direkter Ausdruck eines nach wie vor bestehenden rassistischen Ordnungssystems. Rassismus und „Gutes Tun“ stehen deshalb nicht im Widerspruch, sondern müssen als zwei Seiten einer Medaille angesehen werden. Selbst wenn Einzelne im Globalen Norden eine selbstkritische und antirassistische Haltung zeigen, ist die Zusammenarbeit noch lange nicht gleichberechtigt und auf Augenhöhe. Solange Organisationen des Globalen Nordens „Geber“ sind und Organisationen des Globalen Südens als „Nehmer“ dastehen, bleiben Mitsprache- und Beteiligungsmöglichkeiten letzterer beschränkt. Hier wirken Formen des institutionellen Rassismus in der Praxis weiter fort.

Dem möchten wir mit der Reihe Zeit zum Zuhören begegnen.

In Anlehnung an die u.a. in Ruanda, Kambodscha und Kanada stattgefundenen „Truth and Reconciliation“-Prozesse wollen wir Lebensgeschichten Raum geben, die in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit, also auch bei uns in Bremen, kaum Beachtung finden. Die Veranstaltungsreihe „Zeit zum Zuhören“ möchte Menschen Gehör verschaffen, deren Stimme zu oft ignoriert und nicht gehört wird. Der Fokus liegt dabei auf dem aktiven Zuhören. Im Mittelpunkt steht die erzählende Person mit ihren individuellen Erfahrungen in unserer Gesellschaft – ohne Nachfragen, Unterbrechungen, Diskussionsrunden oder dergleichen. Mit der Begegnung durch das Zuhören wollen wir einen Perspektivenwechsel ermöglichen und die gesellschaftliche Verständigung unterstützen. Denn nur durch aktives Zuhören und Hinsehen schaffen wir eine Basis für die Gestaltung einer gemeinsamen Zukunft auf Augenhöhe. Dafür muss sich auch die Zivilgesellschaft endlich vollumfänglich ihrer Verantwortung stellen.

Eine Kooperationsveranstaltung vom Afrika Netzwerk Bremen, IDRG, Bremer Informationszentrum für Menschenrechte und Entwicklung und dem Bremer entwicklungspolitischen Netzwerk.