Eine Welt – gerecht für alle

Fachgespräch über Transformative Eine Welt-Arbeit in Zeiten von Krieg und Krise.

Podiumsdiskussion beim agl Fachgespräch mit der Politik

Austausch zwischen Zivilgesellschaft und Politik

In Zeiten multipler weltweiter Krisen – Klimawandel, Verlust von Biodiversität, Covid, Armut, Hunger, Flucht, globale Ungleichheit und Diskriminierung, Gewaltkonflikte und Gefahren für die Demokratie – steht die Regierung aus SPD, Grüne und FDP vor ambitionierten und schwierigen Aufgaben. Mit einem Krieg in Europa haben sich die Rahmenbedingungen und die damit verbundene Sicherheitslage weiter krisenhaft verändert, ohne dass die Konsequenzen derzeit vollständig absehbar wären.

Als bürgerschaftliches Netzwerk möchten wir aus dieser Perspektive den Dialog mit der Politik verstärken und uns mit Expert*innen aus Politik und Zivilgesellschaft zu aktuellen Herausforderungen einer transformativen Eine Welt-Arbeit austauschen. Daher hat die agl gemeinsam mit dem Eine Welt Netz NRW am 8. September in das Berlin Global Village eingeladen, um sich mit der Politik zu folgenden Themen auszutauschen.

Nach einem Impuls von Jens Martens (Global Policy Forum) haben Jochen Steinhilber (BMZ), Susanne Menge (MdB, Die Grünen) und Claudia Duppel (Dachverband Entwicklungspolitik Baden-Württemberg) über eine Transformative Eine Welt-Arbeit – Was können Politik und Zivilgesellschaft jetzt beitragen? diskutiert. Moderation: Monika Dülge (Eine Welt Netz NRW).

Danach ging der Austausch in thematischen Workshops weiter:

Globaler Klimaschutz geht nicht ohne globale Klimagerechtigkeit

Impulse: Jessica Rosentahl (MdB, SPD), Kathrin Henneberger (MdB, Die Grünen), Lutz Weischer (Germanwatch)
Moderation: Jolene Mestmacher (BORDA), Stefan Rostock (Germanwatch)

Globale Klimagerechtigkeit ruht auf vielen Säulen: Emissionsminderung bei uns und global; Anpassung und Anpassungsfinanzierung; Unterstützung bei Verlusten und Schäden, an die eine Anpassung nicht mehr möglich ist. Klimapartnerschaften sind eine Möglichkeit in kleinen engagierten Kreisen sich schneller hin zu Treibhausgasneutralität zu bewegen, als es der UN-Klimaverhandlungszug vorgibt. Wie können lokale, global engagierte Akteure in Deutschland auch durch entwicklungspolitische Bildungsarbeit die Transformation befördern? Welche Hebel entstehen durch die Verschränkung von handlungsorientierter Bildungsarbeit und laufenden politischen Prozessen, wie die UN-Klimakonferenz im November in Ägypten (COP27), die als afrikanische COP ganz eigene Akzente setzen wird.

Dekolonisierung in der Eine Welt-Arbeit

Impulse: Dr. Karamba Diaby (MdB, SPD), Serge Palasie (Eine Welt Netz NRW)
Moderation: Tatjana Hübner (Eine Welt Netz NRW)

Ob globale Handelsmuster, Flucht und Migration, Klimaungerechtigkeit oder Rassismus: Ohne die angemessene Berücksichtigung der Bedeutung kolonialer Umverteilungsprozesse für die Gegenwart können wir nichts davon wirklich erklären. Dieser historische Ansatz gewinnt in der entwicklungspolitischen In- und Auslandsarbeit weiter an Bedeutung – auch weil migrantisch-diasporische Akteur*innen sich dafür mehr und mehr stark machen. Wie eine in sich schlüssige und partizipative Eine Welt-Arbeit aussehen kann und wo die Politik flankierend unterstützen kann, wurde in diesem Workshop erörtert.

Faires Wirtschaften und öko-soziale Lieferketten

Impulse und Moderation: Eva-Maria Reinwald (Südwind Institut e.V.), Christine Priessner (Mobile Bildung e.V.)

Nachhaltige Lieferketten aufzubauen und globales Wirtschaften nachhaltig zu gestalten stehen oben auf der politischen Agenda. Menschenrechte, die Einhaltung von Sozial- und Umweltstandards entlang globaler Lieferketten und die Verantwortung von Unternehmen, Konsument*innen und Politik hier in Deutschland und Europa bilden dabei den Fokus der entwicklungspolitischen Inlandsarbeit der Zivilgesellschaft. In dem Workshop wurden konkrete Praxisbeispiele zivilgesellschaftlichen Engagements aus den Bereichen Fairer Handel und Lieferketten vorgestellt. Sie dienen als Impuls für einen Austausch darüber, wie Zivilgesellschaft und Politik zu einer Transformation hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft beitragen können.

Jetzt wird’s (gender)gerecht: Feministische Entwicklungspolitik

Impuls: Dr. Birte Rodenberg (freiberufl. Gender-Trainerin im Non-Profit-Bereich)
Moderation: Katrin Beckedorf (Verband Entwicklungspolitik Niedersachsen)

Das SDG-Ziel 5 beschäftigt sich mit der Gleichstellung der Geschlechter und der Stärkung der Selbstbestimmung von Frauen und Mädchen, um die tief verwurzelte und vielfältige geschlechtsspezifische Diskriminierung zu bekämpfen und ist durch die Querschnittsfunktion ein zentrales Ziel der Agenda 2030. Wenn wir gegen patriarchale Strukturen als Teil multipler Krisen vorgehen wollen, müssen wir verstehen, wie hierarchische Geschlechterverhältnisse in die Krisen hineinwirken. Wir wollen auf dem Workshop gemeinsam mit der Zivilgesellschaft und der Politik sprechen, wie wir dieses Ziel schneller erreichen können. Wie kann man eine feministische Entwicklungspolitik in die konkrete Politik integrieren? Was kann die Zivilgesellschaft dazu beitragen und welche Forderungen an die Politik hat sie?

Undenkbar: Transformation ohne Bildungsarbeit. Bildungsarbeit ohne Rassismuskritik

Impuls: Lara Fedorchenko (VENRO)
Moderation: Judith Petersen (Eine Welt Netz NRW), Dr. Malte Wulfinghoff (Eine Welt Netz NRW)

Bildung (SDG 4) ist eine zentrale transformative Kraft für unsere zukunftsfähige Entwicklung – das sagt auch die UN. Notwendige Veränderungen auf sozialer, politischer, wirtschaftlicher und ökologischer Seite müssen von der Gesellschaft mitgestaltet und vor allem mitgetragen werden. Dies geht nur über Bildung für nachhaltige Entwicklung, die Wissensgewinn mit transformativen Handlungskompetenzen vereint. Der Workshop hat sich der Frage gewidmet, wie wir gemeinsam die Umsetzung der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit stärken und gesellschaftspolitisch verankern können. Zudem wurde die Bedeutung rassismuskritischer Kompetenzen und die Behandlung postkolonialer Kontinuitäten als wichtige Bestandteile entwicklungspolitischer Bildungsarbeit im Inland aufgezeigt.

Internationale Solidarität – Stärkung von Zivilgesellschaft in Zeiten wachsender globaler Herausforderungen

Impulse: Martin Weber (Bündnis Eine Welt Schleswig-Holstein), Edwin Busl, SchuPa Tansania / Verein zur Förderung der Bildung in Tansania e.V. (Haar)
Moderation: Dr. Simon Ramirez-Voltaire (agl)

Viele Eine Welt-Akteur*innen engagieren sich in internationalen Partnerschaften und Netzwerken – ganz im Sinne von SDG 17. Internationale Partnerschaften bauen Brücken in die Länder des Globalen Südens und ermöglichen neben einer sehr vielseitigen Solidarität in praktischen Projekten auch den notwendigen Perspektivwechsel auf dem Weg zu einem globalen Wir von Menschen, die sich als Weltbürger*innen verstehen. Diese Zusammenarbeit von Engagierten über den Globus ermöglicht es – etwa im Rahmen entwicklungspolitischer Bildungsarbeit, Globalen Lernens und Bildung für nachhaltige Entwicklung – globale Zusammenhänge zu verstehen, gemeinsam Lösungen zu entwickeln, koloniale Kontinuitäten aufzuzeigen und überwinden zu helfen und den planetarischen Krisen zu begegnen. Was braucht es, um den internationalen Dialog lebendig, gleichberechtigt und solidarisch zu gestalten? Und wie schaffen wir es, von Anfang an mit unseren Partner*innen Themen und Projekte des gemeinsamen globalen Lernens zu generieren und zu entwickeln?

Eine Veranstaltung vom Eine Welt Netz NRW und der agl in Kooperation mit den Eine Welt-Landesnetzwerken.