Corona hat zunächst einen eine große Begeisterungswelle für digitale Formate in der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit ausgelöst. Klar, denn Digitalisierung bietet eine Vielzahl neuer Beteiligungsformate für alle Menschen weltweit. Sie motiviert kreative Ideen und birgt vielfältige Chancen.
Allerdings verstärkt Digitalisierung auch die negativen Prozesse der analogen Welt: Monopolbildung, Ressourcenverbrauch, mangelnde Repräsentation von Minderheiten, Menschenrechtsverletzungen usw.
Genau wie in der analogen Welt ist es also auch beim Thema Digitalisierung wichtig, dass die entwicklungspolitische Zivilgesellschaft ihre Werte und Zielsetzungen im Auge behält und sich in die Diskussion um eine nachhaltige Digitalisierung einbringt.
Um diesen Prozess anzuregen, haben Michaela Zischek (agl e.V.) und Jenny Engler-Petzold (BER e.V.) am 3. Juni im Rahmen einer Online-Podiumsdiskussion verschiedene Bereiche der Digitalisierung beleuchtet, die bislang wenig gerecht verlaufen sind.
Sie sprachen mit Abdou Rahime Diallo (NEMIB), Lena Luig (INKOTA) und Nicolas Guenot (Konzeptwerk Neue Ökonomie) darüber, welche Aspekte dem Wandel hin zu einer sozial und ökologisch nachhaltigen Digitalisierung entgegenstehen.
Lena Luig machte klar, dass die digitale Kluft auch in der Landwirtschaft ein zentrales Thema ist, weil privatwirtschaftliche Interessen den Diskurs bislang dominieren und die Digitalisierung bislang nicht an den Bedürfnissen von (Klein-)Bäuer*innen ausgerichtet ist.
Abdou Rahime Diallo sensibilisierte die Teilnehmer*innen, wie ungleich die Zugangsvoraussetzungen zum Internet weiterhin sind. Menschen mit Fluchterfahrung etwa wird der Zugang zu digitaler Kommunikation auch im Lockdown oft verweigert oder erschwert. Auch die Chancen und Risiken der Sozialen Medien für Bewegungen wie etwa die rund um „Black Lives Matter“ kamen zur Sprache.
Nicolas Guenot brachte außerdem die ökologischen Kosten der Digitalisierung in die Diskussion ein und klärte über das Märchen der Dematerialisierung auf. Er wies darauf hin, dass die Kosten für unsere Technik weiter von allem auf den Globalen Süden abgewälzt werden. Ziel müsse sein, dass die Technik den Menschen diene – und nicht anders herum. Den Mitschnitt der Diskussionsveranstaltung finden Sie hier.